Honeywell Esser Selbsttestmelder – Sinnvolle Innovation oder überteuerter Luxus?

Honeywell (Esser) Selbsttestmelder

Gastbeitrag von Alexander Heinrich, Inhaber der Heinrich Brandmeldetechnik GmbH

Heute war es endlich soweit: Die neuen Selbsttestmelder von Honeywell (Esser) sind auf dem Markt. Ich habe mit Spannung darauf gewartet, da sie ein interessantes Konzept versprechen – doch meine Begeisterung wurde schnell durch Ernüchterung ersetzt.

 

Der Preis – Eine echte Überraschung

Das größte Problem? Der Preis. Honeywell verlangt für die Selbsttestmelder das Doppelte eines herkömmlichen Melders. Da stellt sich die Frage: Rechtfertigt die Selbsttest-Funktion wirklich diesen Preisaufschlag?

In vielen Szenarien, beispielsweise in Zwischendecken, unter Schreibtischen oder in Hotelzimmern mit Revisionsklappen, kann es durchaus sinnvoll sein, Melder einzusetzen, die sich selbst testen. Aber ist dieser Vorteil so viel wert, dass man bereit ist, den doppelten Preis zu zahlen?

Ich konnte diese Melder bereits letztes Jahr in Österreich bei Honeywell sowie auf der Security in Essen sehen und testen. Die Technologie war vielversprechend, doch über den Preis wurde sich immer bedeckt gehalten. Jetzt wissen wir auch warum, denn mit dem aktuellen Preisgefüge ist es fraglich, ob sich diese Melder am Markt behaupten können.

Honeywell Esser Selbsttestmelder
Honeywell (Esser) Selbsttestmelder

Bewährte Systeme funktionieren zuverlässig – Unser Test bei Puma

Unsere Firma ist seit über zwölf Jahren am Markt, und in dieser Zeit hatten wir maximal zwei defekte Melder, die nicht funktionierten. Das zeigt, dass ein Defekt extrem selten ist. Muss man also wirklich in jedem Fall zu Selbsttestmeldern greifen? Oder kann man in bestimmten Situationen das geringe Risiko in Kauf nehmen, dass ein Melder mal nicht geprüft wird?

Ein gutes Beispiel dafür ist unser Rauchversuch bei Puma in Herzogenaurach. In einem Bürogebäude haben wir einen Test durchgeführt, bei dem innerhalb von einer Minute sowohl der Melder in der Zwischendecke als auch der Melder im Doppelboden ausgelöst hat. Das zeigt, dass auch herkömmliche Melder zuverlässig arbeiten, selbst wenn sie nicht direkt sichtbar montiert sind.

Natürlich kann es in bestimmten Spezialfällen sinnvoll sein, auf Selbsttestmelder zu setzen, aber in vielen Situationen ist das Risiko, dass ein Melder mal nicht überprüft wird, sehr gering.

 

Die rechtliche Grauzone

Ein weiteres Problem: Auch wenn es sich um einen Selbsttestmelder handelt, bleibt die Sichtprüfung weiterhin vorgeschrieben. Das bedeutet, dass trotz der Automatisierung eine manuelle Kontrolle durch den Betreiber notwendig bleibt. In den Normen ist klar festgelegt, dass die Haftung weiterhin bei den Betreibern bleibt – nicht bei Honeywell.

Das wirft eine entscheidende Frage auf: Was genau bringt die Selbsttest-Funktion dann wirklich? Wenn trotzdem eine Sichtprüfung erfolgen muss, entfällt ein wesentlicher Vorteil dieser Melder. Und genau das macht den hohen Preis noch fragwürdiger.

 

Wird sich das Produkt durchsetzen?

Meiner Meinung nach wird der Markt hier selbst entscheiden. Wenn der Preis nicht in Relation zum tatsächlichen Nutzen steht, wird sich das Produkt nicht durchsetzen.

Wir als Firma Heinrich gehören zu den größten Fachfirmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und haben die Verantwortung, neue Produkte zu testen und zu bewerten. Daher werden wir die Selbsttestmelder in einem Reinraum in der Zwischendecke installieren und ausführlich testen.

Aber ehrlich gesagt: Für zukünftige Projekte sehe ich aktuell keinen großen Bedarf. Der Preis ist einfach zu hoch, und die Vorteile sind – gerade wegen der weiter notwendigen Sichtprüfung – zu gering.

Honeywell Esser Selbsttestmelder
Honeywell (Esser) Selbsttestmelder

Wir stehen für sinnvolle Innovationen

Als Unternehmen haben wir uns das klare Ziel gesetzt, unseren Kunden immer die neueste Technologie anzubieten – aber nur dann, wenn wir wirklich davon überzeugt sind, dass sie einen echten Mehrwert bringt.

Gerade im Bereich Brandmeldetechnik sehen wir es als essenziell an, dass eine Anlage den Betrieb des Betreibers nicht stören sollte. Idealerweise sollte es für ihn kaum Berührungspunkte mit der Anlage geben – sie sollte einfach funktionieren und nur im Ernstfall aktiv werden.

Wenn eine neue Technologie dieses Ziel unterstützt, sind wir die Ersten, die sie testen und empfehlen. Aber wenn der Nutzen in keiner Relation zum Preis steht, hinterfragen wir sie kritisch.

 

Ich liebe neue Technologien – aber nicht jede setzt sich durch

Ich bin ein großer Fan von neuen Technologien. Selbstfahrende Autos? Großartig! Neue, innovative Systeme? Ich probiere sie gerne aus. Ich glaube daran, dass technologische Fortschritte unser Leben erleichtern können und sollten.

Aber nicht jede neue Technologie ist automatisch sinnvoll. Manche werden sich einfach nicht durchsetzen, sei es aufgrund rechtlicher Hürden, zu hoher Kosten oder eines fehlenden praktischen Nutzens.

Und genau das ist der Punkt, den ich bei den Selbsttestmeldern von Honeywell (Esser) sehe. Die Idee ist interessant, aber die Kosten und die weiterhin bestehende Prüfpflicht stehen in keiner sinnvollen Relation zum Nutzen.

 

Fazit: Gute Idee, schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis

Natürlich ist der Gedanke eines Selbsttestmelders spannend, und in bestimmten Anwendungsfällen kann er eine sinnvolle Ergänzung sein. Aber bei einem derart hohen Preisaufschlag und weiterhin bestehenden Prüfpflichten verliert das Produkt seinen eigentlichen Vorteil.

Der Rauchversuch bei Puma in Herzogenaurach hat uns bereits gezeigt, dass auch herkömmliche Melder – selbst in schwierigen Einbaupositionen wie Zwischendecken oder Doppelböden – sehr zuverlässig arbeiten.

Ich hatte bereits im letzten Jahr die Gelegenheit, diese Melder in Österreich bei Honeywell und auf der Security in Essen zu testen. Schon damals wurde über den Preis nicht offen gesprochen – und nun wird klar, warum.

Ich bin gespannt, wie der Markt auf diese Innovation reagiert – aber für uns als Fachfirma ist es momentan keine sinnvolle Investition.

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