In Pflegeeinrichtungen ist zuverlässiger Brandschutz besonders wichtig, da Bewohner im Notfall oft nicht eigenständig handeln können. Doch wie sieht die rechtliche Lage in Deutschland aus? Die Vorgaben sind uneinheitlich und variieren je nach Bundesland. Betreiber stehen daher vor der Herausforderung, maßgeschneiderte Brandschutzkonzepte zu entwickeln, die sowohl den gesetzlichen Anforderungen als auch den besonderen Risiken und individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Wir stellen Ihnen in einem kompakten Überblick die wichtigsten Anforderungen, Normen und Herausforderungen im anlagentechnischen Brandschutz in Pflegeeinrichtungen vor.
Besondere Herausforderungen und Risiken für den Brandschutz in Pflegeeinrichtungen
Pflegeheime, Einrichtungen für betreutes Wohnen und auch Tagespflegeeinrichtungen stehen beim Brandschutz vor besonderen Herausforderungen, vor allem aufgrund der eingeschränkten Selbstrettungsfähigkeit vieler Bewohner. Im Notfall sind schnelle und gezielte Evakuierungen entscheidend, doch die oft geringe Personalstärke – insbesondere nachts – erschwert schnelle Reaktionen zusätzlich. Dies macht zuverlässige, frühzeitig alarmierende Systeme wie Brandmeldeanlagen (BMA) unverzichtbar. Den besonderen Risikomerkmalen der Pflegeeinrichtungen trägt auch der Gesetzgeber Rechnung, allerdings ist die rechtliche Lage nicht im gesamten Bundesgebiet einheitlich geregelt.
Rechtliche Grundlagen: Zwischen Normen, Vorschriften und individueller Planung
Der Brandschutz in Pflege- und Behinderteneinrichtungen wird in Deutschland durch zahlreiche Regelungen beeinflusst, die je nach Bundesland unterschiedlich sind. Einrichtungen zur Pflege oder Betreuung von Menschen mit eingeschränkter oder fehlender Selbstrettungsfähigkeit sind gemäß der Musterbauordnung (MBO) als Sonderbauten eingestuft und erfordern spezifische Brandschutzkonzepte oder -nachweise. In einigen Bundesländern gibt es spezielle Sonderbauverordnungen, die für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen klare Brandschutzvorgaben festlegen, wie etwa die Installation von Brandmeldeanlagen mit direkter Aufschaltung zur Feuerwehr und Maßnahmen zur Vermeidung von Falschalarmen. In diesen Fällen gelten Pflegeeinrichtungen als „geregelte Sonderbauten“.
Fehlt jedoch eine solche Sonderbauverordnung in dem betreffenden Bundesland, gelten Pflegeeinrichtungen als „ungeregelte Sonderbauten“. Dies bedeutet, dass keine einheitlichen Brandschutzanforderungen vorgeschrieben sind, wie dies bei geregelten Sonderbauten der Fall ist. Stattdessen müssen Betreiber von Pflegeheimen individuelle Brandschutzkonzepte entwickeln, die auf die speziellen Anforderungen der Einrichtung abgestimmt sind. Diese Konzepte werden in Abstimmung mit den zuständigen Behörden sowie Brandschutz-Fachbetrieben und basierend auf allgemeinen Bauordnungen und technischen Normen erstellt.
Normen wie die DIN VDE 0833-1, DIN VDE 0833-2 und DIN 14675-1, die die technischen Anforderungen an Brandmeldeanlagen beschreiben, bieten eine wichtige Orientierung. Da es sich bei den meisten Pflegeeinrichtungen um öffentlich zugängliche Gebäude handelt, ist zudem die Einhaltung bauordnungsrechtlicher Vorgaben erforderlich, die in den Technischen Baubestimmungen der Länder geregelt sind. Weitere hilfreiche Regelwerke sind die VdS-Richtlinie 2226 sowie die Richtlinie der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF Bund) für Pflege- und Behinderteneinrichtungen, die spezifische Planungshinweise und Empfehlungen für die Brandmeldetechnik geben.
Warum Pflegeeinrichtungen individuelle Brandschutzlösungen benötigen
Die beschriebenen rechtlichen Rahmenbedingungen verdeutlichen, dass es keine einheitlichen Vorschriften für Pflegeeinrichtungen gibt. Bereits aus diesem Grund ist es folgerichtig, dass der Brandschutz in Pflegeheimen stets individuelle Lösungen erfordert. Die Uneinheitlichkeit der Vorschriften macht es notwendig, ein angepasstes Brandschutzkonzept zu entwickeln, das den gesetzlichen Anforderungen sowie den spezifischen Bedürfnissen jeder Einrichtung entspricht. Doch es ist nicht allein die rechtliche Lage, die dies notwendig macht: Auch die spezifischen Risikomerkmale der Pflegeeinrichtung – wie die eingeschränkte Selbstrettungsfähigkeit der Bewohner – und objektspezifische, etwa bauliche Gegebenheiten, sind entscheidende Faktoren.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für ein ganzheitliches Brandschutzkonzept, das gezielt auf die besonderen Bedingungen und Gefahrenquellen der Einrichtung zugeschnitten ist. Ein solches Konzept umfasst Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes, die bauliche, anlagentechnische und organisatorische Schutzmaßnahmen einschließen, sowie des abwehrenden Brandschutzes, der sich auf Rettungsmaßnahmen und Löscharbeiten konzentriert. Besonders im Bereich der anlagentechnischen Brandschutzsysteme spielen verlässliche und auf das Objekt abgestimmte Maßnahmen eine entscheidende Rolle, um Bewohner und Personal bestmöglich zu schützen. Im Folgenden werden die Anforderungen und Komponenten des anlagentechnischen Brandschutzes genauer beleuchtet, die nach der erwähnten VdS-Richtlinie 2226 sowie der Richtlinie der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF Bund) für Pflege- und Behinderteneinrichtungen als wesentliche Standards und Orientierungshilfen für die Planung und Umsetzung von Brandmeldeanlagen gelten.
Anforderungen aus der VdS-Richtlinie 2226
Die VdS-Richtlinie 2226 fordert für Pflegeeinrichtungen die Installation einer Brandmeldeanlage, die Brände frühzeitig erkennt und die zuständige Leitstelle informiert. Diese Anlagen sollen automatische Melder verwenden, die durch manuelle Melder ergänzt werden. Darüber hinaus sind technische Maßnahmen zu treffen, um Fehlalarme zu verhindern. Im Bereich der anlagentechnischen Brandschutzmaßnahmen ist auch die Installation interner Alarmierungseinrichtungen vorgesehen. Diese umfassen elektroakustische Notfallwarnsysteme und ermöglichen situationsgerechte Sprachdurchsagen, die in Abstimmung mit der Feuerwehr geplant werden.
Treppenräume sollen zudem mit Entrauchungseinrichtungen oder Rauchverdrängungssystemen ausgestattet sein, um eine sichere Nutzung zu gewährleisten. In Bezug auf Feuerlöscheinrichtungen verlangt die VdS-Richtlinie eine ausreichende Löschwasserversorgung und die strategische Platzierung von Feuerlöschern und Wandhydranten, idealerweise Wasser- oder Schaumlöschern in Pflege- und Verwaltungsbereichen. In besonderen Fällen kann eine automatische Feuerlöschanlage mit direkter Verbindung zur Feuerwehrleitstelle notwendig werden. Zum Schutz medizinischer Geräte und sicherheitstechnischer Einrichtungen ist zudem ein Blitz- und Überspannungsschutz erforderlich, der gemäß den DIN-Normen für äußeren und inneren Blitzschutz zu installieren ist.
Brandschutz-Anforderungen aus der AGBF-Richtlinie für Pflege- und Behinderteneinrichtungen
Pflege- und Behinderteneinrichtungen müssen gemäß der AGBF-Richtlinie flächendeckende Brandmeldeanlagen mit automatischen und manuellen Meldern installieren, die den Vorgaben der DIN 14675 und DIN VDE 0833-2 entsprechen und eine direkte Alarmierung der Feuerwehr gewährleisten. Zudem wird eine Alarmierungseinrichtung gefordert, die das Pflegepersonal automatisch benachrichtigt, jedoch auch eine manuelle Auslösung erlaubt. Die Alarmierung muss dabei im Klartext erfolgen und genaue Standortinformationen wie Raumnummer und Geschoss anzeigen.
Zum Schutz sicherheitstechnischer Anlagen sind Blitzschutzsysteme vorgeschrieben, die sowohl äußeren als auch inneren Schutz umfassen. Die Richtlinie empfiehlt außerdem den Einsatz automatischer Feuerlöschanlagen, besonders bei erhöhtem Brandrisiko oder vermindertem Feuerwiderstand tragender Bauteile; sie ersetzen jedoch nicht die organisatorischen Maßnahmen des Brandschutzes. Darüber hinaus müssen Aufzüge in Pflegeeinrichtungen über eine Brandfallsteuerung verfügen, die im Notfall eine sichere Stilllegung sicherstellt. Für mehrstöckige Gebäude ist in jedem Brandabschnitt ein Evakuierungsaufzug nach DIN CEN/TS 81-76 erforderlich, wobei unter bestimmten Voraussetzungen auch vorhandene Bettenaufzüge genutzt werden dürfen. Für den Fall eines Stromausfalls fordert die Richtlinie eine Sicherheitsstromversorgung, die den Betrieb sicherheitstechnischer Anlagen sowie lebenserhaltender Geräte sicherstellt, und eine Sicherheitsbeleuchtung, die Rettungswege, Gemeinschaftsbereiche und Sicherheitszeichen ausreichend beleuchtet.
Ihr Schutz ist unsere Aufgabe – maßgeschneiderte Brandschutzplanung
Wir hoffen, wir konnten Ihnen in diesem Überblick einen umfassenden Einblick in die Anforderungen und wichtigen Aspekte des anlagentechnischen Brandschutzes in Pflegeeinrichtungen vermitteln. Die Umsetzung eines effektiven Brandschutzkonzepts erfordert nicht nur moderne Technik, sondern auch geschultes Personal und eine präzise Planung, die alle rechtlichen, baulichen und risikospezifischen Anforderungen erfüllt. Gerade in Einrichtungen mit Bewohnern, deren Selbstrettungsfähigkeit eingeschränkt ist, sind BMAs, Alarmierungs- und Evakuierungskonzepte sowie eine regelmäßige Wartung der Brandmeldeanlage und anderer technischer Systeme unverzichtbar.
Da es in Deutschland keine einheitlichen Vorschriften gibt, ist in den eisten Fällen eine maßgeschneiderte Planung erforderlich, die die spezifischen Risiken und die örtlichen Vorschriften berücksichtigt, um die Sicherheit aller Personen zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Fachfirmen bietet dabei große Vorteile: Sie sorgen nicht nur für die Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben, sondern unterstützen auch bei der kontinuierlichen Anpassung und Wartung der Schutzsysteme. Wenn Sie Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung eines maßgeschneiderten Brandschutzkonzepts benötigen, steht Ihnen das Team von Heinrich Brandmeldetechnik gerne zur Seite. Kontaktieren Sie uns für eine individuelle Beratung.
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